Am Mittwoch (22.06.) haben sich die Mitglieder des Pfarreirates zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Anlass waren die Inhalte der in der Woche zuvor veröffentlichten Missbrauchsstudie des Bistums Münster. Einige Mitglieder des Kirchenausschuss waren ebenfalls der Einladung des Pfarreirates gefolgt und nahmen interessiert an der Sitzung teil.
In einem ersten Teil stellte Pastoralreferent Daniel Richter die Chronologie der Entstehung und Veröffentlichung der Studie vor. Es folgten Informationen über die quantitativen Befunde der Studie, u.a. dass ca. 5 % der im Untersuchungszeitraum tätigen Priester übergriffig geworden sind und ein Schwerpunkt der Taten in den 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts lag. Erst ab 1985 nimmt die Anzahl der Missbrauchstaten ab. Die Opfer der Taten waren zu 75% männlich und über-wiegend im Alter von 9-15 Jahren und meistens sehr stark in der Kirche engagiert. Die Aufdeckung der meisten Taten erfolgte erst nach 2010. Zeitnahe Interventionen durch die Kirche fanden nur in den wenigsten Fällen statt.
Umfangreich wurde auch
über die Fallstudie des Propstes Joseph Hermes berichtet, der von 1934-1952 in Vechta tätig war. In der Studie wird von sechs minderjährigen Betroffenen in der Amtszeit in Vechta berichtet. Dabei kam es zu mehreren unsittlichen Berührungen. In den ersten Jahren wurde den Betroffenen nicht der nötige Glauben geschenkt und die Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen. Erst ab Sommer 1951 beschäftigten sich Polizei und Staatsanwaltschaft intensiver mit den Fällen. Ein Gerichtsverfahren fand durch Einwirken der Kirchenbehörde zum Schutz der Kirche nicht in Oldenburg, sondern in Kleve statt. Da Propst Hermes durch Ärzte als unzurechnungsfähig erklärt worden war, erfolgte im Sommer 1953 ein Freispruch. Ein Betroffener erklärte später, dass das Gerichtsverfahren eine Farce gewesen sei.
Die Pfarreirats- und Kirchenausschussmitglieder zeigten sich erschüttert von den Ergebnissen der Studie und betroffen, dass Missbrauch unter 18jähriger auch in Vechta stattgefunden hat. Das Vorgehen der Amtsträger und Behörden empfanden die Mitglieder der Gremien als beschämend. Gleichfalls betonten sie aber auch, dass die für Vechta beschriebenen Taten meist mehr als 70 Jahre zurückliegen. Neben der Aufarbeitung der Fälle, Beibehaltung der vor einigen Jahren eingeführten präventiven Maßnahmen, kommt es nun vor allem darauf an, die Kirche neu auszurichten und sich nicht vor nötigen Reformen zu scheuen. Der Pfarrgemeinderat und der Kirchenausschuss werden sich weiter dafür einsetzen, dass mögliche Veränderungen vor Ort (Formen von liturgischen Feiern, Kommunikation, Nachhaltigkeit, stärkere Glaubenskommunikation) wie im Pastoralplan verankert, umgesetzt werden.